Laaaange Reisen und neue Freunde - Crocs im Anmarsch

Nach unserer ziemlich langen Odyssee durch halb Brasilien (übrigens größer als Australien, falls jemand einen Vergleich braucht :P), kamen wir unausgeschlafen und nur durch Glück früh morgens in Campo Grande an. Uns war nämlich gesagt worden, dass wir mittags ankommen würden und hätte Martin nicht zufällig im Halbschlaf GPS angemacht, wären wir wohl 6 Stunden weiter nördlich aufgewacht.

auf dem Weg zu unserer Farm
auf dem Weg zu unserer Farm

Im Terminal kramten wir dann erstmal unseren Reiseführer raus und wurden prompt von zwei Männern angesprochen, die uns Touren ins Pantanal verkaufen wollten. Konkurrenz belebt das Geschäft und so hörten wir uns erstmal an, was der erste Typ uns zu bieten hatte. Da er uns ein gutes Angebot machte, nicht so schleimig rüberkam wie der andere und uns zusätzlich noch ein Frühstück in seinem Hostel anbot, konnten wir nicht nein sagen und zahlten direkt eine Anzahlung. Den Großteil würden wir erst im Pantanal zahlen müssen. Top! Nach dem Frühstück mussten wir noch länger als geplant warten, weil ein Pärchen, welches aus Iguazu kommen sollte, verspätet ankam. Als die beiden Belgier endlich da waren, konnte es losgehen. Nach dem Einstieg in einen Minivan, fuhren wir ca. 3h zum Mittagsplatz (noch nicht inklusive) und dann 20 Minuten zu einem Platz, der sich irgendwas mit Piranhas nennt.^^ Dort stiegen wir in den 4x4 Truck um, in dem wir George kennenlernten, eine kleine lästige Laus (Spaß ;)). Dazu kamen noch zwei Münchener und abends kamen noch Aussies dazu. Nach ca. 1 1/2h Fahrt waren wir endlich bei unserer ‘Farm’ im Pantanal, wo wir den Rest des Tages chillen sollten und unser erstes leckeres Abendessen hatten.

Falls sich jemand fragt was das Pantanal ist: es ist ein riesiges Überschwemmungsgebiet im Westen Brasiliens rund um den Río Paraguay. Ein Paradies für alle möglichen Tiere - Vogelarten gibt es hier so viele wie in ganz Europa und man glaubt nicht, dass schon alle entdeckt wurden. Bis auf ein paar erhöhte Inseln steht in der Regenzeit alles unter Wasser und man kann unsere Farm nur noch per Boot erreichen - das muss ein Anblick sein!


An unserem ersten Morgen ging es schon recht früh zum Frühstück und kurz darauf auf einen Treckeranhänger, der uns zu einem Boot führte. Auf halbem Wege jedenfalls sahen wir einen Falken mit seinem Frühstück - einer Schlange - ziemlich cool, auch wenn sie sich nicht mehr bewegt hat.^^ Nachdem alle im Boot saßen, kamen die ersten, neugierigen Kaymane vorbeigeschwommen und auf dem ganzen Trip (ca. 2h) sahen wir noch 100.000.000.000.000.000 (grob geschätzt), viele verschiedene Vögel, Wasserschweine (Capybaras) und noch mehr Kaymane (falls die noch nicht erwähnt wurden :P). Das Highlight der Tour war nämlich die Fütterung eines großen Kaymans mit selbstgefangenen Piranhas (Die Viecher sind so doof, mit etwas Fleisch als Köder holt man nach quasi jedem Versuch einen Fisch raus :'D). War doch ziemlich eindrucksvoll wie das große Tier sich aus dem Wasser katapultierte, um den Fisch zu fangen. Mareike wurde dabei leider mit Piranhablut vollgespritzt. Bäh! Ein Video dazu gibt es auch bei Youtube zu sehen. :) Seht ihr - wir geben uns voll Mühe!

Zurück im Camp hatten wir ein bisschen Zeit zum chillen, die Martin gleich zum Fußballspielen mit George nutzte, während Mareike Tagebuch schrieb und laß. Nach dem Mittagessen fuhren wir ein ganzes Stück in das Sumpfgebiet und liefen einige Walkingtracks ab. Wir sahen eine zweite Schlange, diesmal lebendig und wendig ;). Außerdem gab es auf den Tracks einige Aras oder Blue Macaws, Affen und kleine Rehe zu sehen. Angeblich haben die Leute noch einen Ameisenbär gesehen, aber ohne Foto ist es nie geschehen. :D Bei der Jagd nach dem Tier oder Foto schafften es auf jeden Fall ein paar Leute sich ordentlich Kratzer an den Beinen zuzufügen. Glücklicherweise gab es im Wald keine Kaymane, aber dafür auf der Nachttour, die nun folgen sollte. Da es aber noch nicht dunkel war, schauten wir uns zunächst den Sonnenuntergang an. In dem orangenen Licht sammelten sich gegenüber auf den Bäumen abertausende weiße Reiher oder so! Coole Sache! Ein paar Kaymane waren auch da, natürlich. :P Im Dunkeln fuhren wir zunächst zu einer Stelle, wo wir  myriaden Kaymanaugen funkeln sehen konnten, angestrahlt von unserem Scheinwerfer - beeindruckend. Wir sahen kleine Nachtfalken, Primaten und Glühwürmchen (aber fliegende). Nach dem Abendessen, zu dem wir halb verhungert erschienen, ging es zu Bett.

Der nächste Morgen verhieß viel Gutes, weil wir reiten sollten. Nach dem Frühstück gingen wir zum Stall und bekamen unsere Pferde zugewiesen, wobei selbst Mareikes Pferd (obwohl sie wohl die kleinste von allen war) größer als Martins war - sah sehr lustig aus. Nach einiger Zeit, als die Pferde ein wenig Vertrauen gefasst hatten, konnten wir auch ein bisschen um die Wette reiten, was dem Guide nicht so gefiel - war aber witzig und George sah ziemlich graziös auf seinem Pferd aus. :’D Leider sahen wir außer ein paar Skeletten nicht viel.

Sonnenuntergang vom Vortag - man beachte den Regenbogen und die weißen Vögel in den Bäumen :)
Sonnenuntergang vom Vortag - man beachte den Regenbogen und die weißen Vögel in den Bäumen :)

Nach dem Lunch, bei dem wir die von ein paar anderen Leuten gefangenen Piranhas aßen, war unsere Zeit auf der Farm auch schon vorbei. George hatte eigentlich noch eine 3. Nacht gebucht und bezahlt, schloss sich uns aber an, da wir den gleichen Weg hatten. Es sollte rüber nach Bolivien gehen. Leider merkte Martin auf dem Weg zum Bus, dass wir unser Geld und Mareikes Kreditkarte im Safe vergessen hatten. Ohne ging nicht, also mussten wir wieder zurück. :/ Da ein Weg aber über eine Stunde dauerte, war klar, dass wir den Bus heute nicht mehr bekommen würden... George beschloss mit uns zurück zu kommen und so liefen wir unter lautem Hallo wieder auf der Farm auf. Das beste: Da die Belgier auch zu früh das Gelände verlassen hatten, schliefen wir diese Nacht umsonst dort. ;) Die Leute schienen sich echt zu freuen, dass wir wieder da waren. :D Auf den Stress gab es auch erstmal ein Bier und wir lernten die 3 Neuankömmlinge kennen - zwei Dänen und einen     Israeli.

Da George eh nur ein Thema kennt (Fußball natürlich) und wir hier einen Profifußballer kennengelernt haben (2. Liga in Österreich und ja man findet ihn tatsächlich mit einigen Toren bei Youtube :D), wurde beschlossen bei 40 Grad und Sonnenschein Fußball zu spielen. Wir drei gegen die drei Neuankömmlinge. Hätten wir nicht diesen Engländer im Team gehabt, hätte Deutschland auf jeden Fall gewonnen! Wie konnte das Spiel nur mit einem Tor vor für die anderen enden, nachdem wir schon haushoch geführt hatten?? Aber eine Revenge wollten sie auch nicht diese Feiglinge! :D Da diese wunderbare Farm auch noch über einen Pool verfügt, konnten wir uns zumindest danach dort abkühlen.

Viel zu lange waren wir an dem Abend wach, besonders wenn man bedenkt, dass gegen 7 Uhr am nächsten Morgen ein Ausflug in die nähere Umgebung der Farm anstand. George war der einzig schlaue Mensch und blieb liegen. Wir kamen dafür in den vollen Genuss von Millionen von Mücken und außer 3 Affen sonst keinen Tieren. Oh, doch, ein paar Mücken sahen wir noch. Und dann noch ein paar. Sogar als wir wegen eines Wespennestes einen anderen Weg nehmen mussten, fanden wir.. Mücken. 

Grenze Brasilien - Bolivien
Grenze Brasilien - Bolivien

Nach dem Lunch ging es dann auch schon wieder ans Packen und natürlich mussten wir viel Spott über uns ergehen lassen - immerhin vergaßen wir diesmal nichts. :P 

Es gab sogar zwei Busse zur Grenze bzw. Grenzstadt, aber der erste hatte nur noch zwei Plätze. Da der Fahrer meinte, dass im nächsten noch genug Plätze wären, teilten wir uns nicht auf und durften zum Dank dafür stehen, denn der nächste Bus war voll. In Corumba landeten wir dann in einem etwas dubiosen Hostel, in dem ca. 40 Personen auf dem Boden chillten. Okay? Wir stellten uns früh einen Wecker, dann man soll bis zu 7 Stunden an der Grenze warten. Als wir dort ankamen, mussten wir uns natürlich hinten anstellen. Die Schlange ging bis zum Mond und nun wussten wir auch was die 40 Leute aus unserem Hostel gemacht hatten: zu irgendeiner unchristlichen Zeit zur Grenze fahren, um nicht ganz hinten zu stehen. Zwei Typen aus unserem Hostel waren allerdings nur 3 Leute vor uns und die waren ne Stunde vor uns aufgestanden.^^

Wir warteten.. lange. Netterweise war vor uns eine Familie aus Paraguay, die aus einer deutschen Kommune dort kam und deutsch sprach. Sowohl Hochdeutsch als auch eine Art Platt von vor 400 Jahren. Super interessant mit denen zu reden!

Nach etwa 4 Stunden waren wir endlich in Puerto Suárez in Bolivien und buchten einen Übernachtbus nach Santa Cruz, die zweitgrößte Stadt Boliviens. Der “Todeszug” war nämlich leider schon komplett ausgebucht. Schade! Wir gammelten also bis zum Abend in der Grenzstadt rum, aßen billiges Essen und ließen uns im Terminal Stühle klauen. Was für ein merkwürdiger Ort! Endlich war es Zeit für den Bus und da wir uns für das teurere Modell entschieden hatten, erwarteten wir auch einiges. Es sollte Wifi an Board geben. Wir sagen nur so viel: nehmt nie, nie, nie im Leben die Busgesellschaft ‘Pantanal’!

 

Kommen wir wieder zu erfreulicheren Dingen. Der Reiseführer sagte nämlich in etwa, dass Santa Cruz den Besuch nicht wert sei, weswegen wir nichts erwarteten und für den Abend direkt den nächsten Übernachtbus nach Sucre buchten. Da wir aber am frühen Morgen angekommen sind, blieb uns ein ganzer Tag in Santa Cruz. George entschied sich diesen im Terminal zu verbringen, aber wir gingen los in die Innenstadt, nachdem Martin Spaß daran hatte die Verkäufer von Bustickets zu verarschen, indem er nicht einzelne Städte sondern den Mülleimer “organico-ganico-ganico” anpries. Nach einigen nicht so hübschen Vororten, kamen wir in die Innenstadt, die uns sehr überraschte. Positiv! Wir aßen super lecker und billig in einem kleinen ‘comedor’, tranken dort noch einen leckeren Fruchtsaft und liefen dann durch Straßen, die ein bisschen ans Mittelmeer erinnerten. Alles weiß und mit Säulen. Der Hauptplaza war noch bunt weihnachtlich geschmückt und von einem Kirchturm hatte man einen ganz netten Blick über die nähere Umgebung. Als wir schon wieder auf dem Rückweg waren, öffneten grade erst die meisten Geschäfte. Ups. Wieder zurück am Terminal, überredeten wir George zu einer Partie “Mensch ärgere dich nicht”, die er zähneknirschend verlor. :D Natürlich hatte niemand die süßen unschuldigen Schafe im Verdacht zu gewinnen. Muhahaha. (Wie ihr euch denken könnt hat Mareike gewonnen)

Leider wurde es auch nicht besser für den armen Georgie, der nun die schlimmste Busfahrt seines Lebens vor sich hatte. Auf den ersten paar Metern wurden wir gegrillt (keine Klimaanlage) und danach wurde es mit der Dunkelheit arschkalt. Jeder machte sein Fenster zu (wir hatten eh Pullover und unsere Deckenschals mit), nur der kleine Junge vor George nicht. Da George nur kurze Klamotten und keine Decke hatte wie der Junge, musste er leider erfrieren. Und da das noch nicht genug war, hat Georgie auch noch Höhenangst. Und wo fuhren wir direkt am Rand entlang? Richtig, an einem Abgrund und zwar bei Gegenverkehr sehr nah. Auf Georges Seite. :D Die Straße schlängelte sich nämlich immer weiter in die Anden hinauf. Leider verpassten wir die meisten tollen Aussichten.

 

Am Vormittag des nächsten Tages endete unsere fast zweitägige Reise von der Grenze (ja, wir waren etwas fertig..) mit einem unendlich tollen Blick auf eine wunderschöne Stadt hoch in den Bergen: Sucre! Aber davon müsst ihr im nächsten Blog lesen. ;) 

 

Und wem das nicht genug Fotos waren, kann in Mareikes Dropbox noch ein paar mehr finden.

erster Blick auf Sucre :)
erster Blick auf Sucre :)

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Kommentare: 2
  • #1

    Mama Halina (Dienstag, 02 Februar 2016 21:51)

    Hubsche Fotto wo ihr beide steit.Martin hast du zuwerlich das Krokodil gestreichen?

  • #2

    Monika (Dienstag, 23 Februar 2016 08:57)

    Wow! Bin echt neidisch! ;)