Río - Den Zuckerhut kann man sowohl essen, als auch aufsetzen.

Natürlich muss Martin wieder alles essen.. (brasilianisch: Pão de Açucar = Zuckerbrot)
Natürlich muss Martin wieder alles essen.. (brasilianisch: Pão de Açucar = Zuckerbrot)
Mareike steht der Hut auch viel besser :P
Mareike steht der Hut auch viel besser :P

Wehmütig sagten wir dem tollen Strand auf Wiedersehen und machten uns am nächsten Tag auf den Weg zum Busterminal. Zwei nette Brasilianer aus unserem Hostel nahmen uns mit. Leider war der Verkehr so übel (jeder Mensch im Umkreis von 100km hat wohl grade sein nachweihnachtliches Shoppen / Umtauschen / Geld holen - die Schlangen vor den Banken waren enorm - gemacht und das natürlich um das Terminal herum...), dass wir kurz vor dem Busterminal frustriert ausstiegen und zu Fuß dorthin liefen. Trotzdem waren wir zu spät und kein Bus war zu sehen. Verdammt! Doch wir hatten Glück, denn der Bus steckte auch im Verkehr fest und kam glatt mal 2 Stunden und 5 Minuten zu spät. Läuft.

Nach einer sonst eher ereignislosen Fahrt (hübsche Küstenstraße dort), kamen wir auch viel zu spät in Rio de Janeiro an. Dort mussten wir direkt feststellen dass die Infrastruktur eher schei** ist. Es gab keine Metroanbindung (das Metronetz ist eh ein großer Witz) an das Busterminal und Taxen waren auch irre teuer. So suchten wir erstmal im Dunkeln nach einem Bus, der uns recht nah zu unserem Hotel brachte. Ein Hostel wäre uns lieber gewesen, aber wenn man nicht 100 Jahre vor Silvester reserviert, hat man ein Problem. Die Hostels, die noch freie Betten hatten, haben die Preise über Silvester einfach mal von 10€ pro Nacht und Person auf 60-90€ angehoben. Wtf? Für einen großen Dorm wohlgemerkt.

Favela Rocinha - Blick aus unserem Zimmer :)
Favela Rocinha - Blick aus unserem Zimmer :)

Den Rest des Weges fuhren wir nun mit Taxi und es ging erstmal ordentlich einen Berg hinauf. Je höher man kam desto ärmer wurde die Gegend... Mareike bekam schon langsam ein mulmiges Gefühl im Magen und der Taxifahrer fragte, ob wir uns sicher seien, dass wir in diese Straße wollten. Hmm. Aber dann war da doch endlich unser Hotel mit einer 24-Sunden-Bäckerei im Erdgeschoss - geht ja wohl nicht besser! :D Erschöpft zahlten wir die 4 Nächte bar und fielen in unser Bett im 4. Stock mit tollem Ausblick auf die Favela Rocinha, an deren Rand wir uns befanden.

ja, das muss so!
ja, das muss so!

Da es ja diese tolle Bäckerei unten gab, war das Frühstück auch super lecker und günstig. Einen ganzen kleinen Kuchen konnte man dort für umgerechnet etwa 1,5€ kaufen. :D Gestärkt gingen wir zum ersten Mal raus auf die Straße und bei Tageslicht sah alles schon viel freundlicher aus. Wir nahmen einen Bus, der direkt durchfuhr bis zur Copacabana und gönnten uns diese kleine Stadttour durch die Favela, entlang des Ipanemastrandes bis zum Ende der Copacabana. Eigentlich wollten wir ja zum Jesus hoch, aber als wir dann zum Ende des Strandes gingen, beschlossen wir doch erst einmal das Fort dort zu besichtigen. Und unser Glück war wieder da, denn dienstags ist der Eintritt dort frei und es war.. Dienstag! :) ^^ Der untere Teil des Geländes wird noch als Stützpunkt genutz, das auf einem kleinen Berg gelegene Fort ist aber nur noch “Museum” (recht langweilig). Was aber super toll war, war der Weg nach oben und die Aussicht! Der Weg führte durch einen wieder aufgeforsteten Küstenwald und etwa auf der Hälfte des Weges trafen wir auf eine Gruppe der süßesten kleinen Affen, die man sich vorstellen kann! Völlig verzaubert beobachteten wir die erstmal - naja - ewig. :P Dann ging es bis nach oben und dort hatten wir einfach einen hammer Blick über die gesamte Länge der Copacabana - 3km -, die Jesusstatue weiter hinten und den Zuckerhut quasi nebenan. :) Dazu passend natürlich auch noch gutes Wetter.

Wieder unten, aßen wir erstmal etwas und tranken unsere erste Cocosnuss am Strand. Nun schlenderten wir noch durch die Straßen und wieder zurück zum Strand. Leider war es nun doch zu bewölkt für einen schönen Sonnenuntergang und Martin musste enttäuscht feststellen, dass es auch zu spät zum Standup-Paddeln war. Trotzdem war es ein toller 1. Tag in dieser wirklich hübschen Stadt mit so vielen grünen Bergen und langen Sandstränden!

Der nächste Tag begann mit einem viel zu frühen Wecker, den wir gekonnt ignorierten. :D Wurde also wieder nichts mit dem Jesus, denn die Tickets für die Bahn hoch waren schon alle ausverkauft gewesen und man hätte halt zwischen 7 und 8 da sein müssen um ohne Ticket hochzukommen. Den Bus (mega teuer) wollten wir nicht nehmen.^^ Plan B war dann sich die Innenstadt anzuschauen und so fuhren wir erst mit Bus an den Strand und von dort mit der Metro in die Stadt rein. Erstaunlich hübsche Bauwerke ließen sich dort an so einigen Stellen finden und da wir damit nicht gerechnet hatten, waren wir begeistert. Nur die Catedral de São Sebastião war mega merkwürdig und wir wussten nicht was wir davon halten sollten: einem Fantasy-Todesgott geweiht (aber zu viel bunte Fenster) oder einfach nur eine Geschmacksverirrung?

Schnell ging es weiter zu hübscheren Kirchen und einem größeren Markt von dem aus wir an den Hafen schlendern wollten. Ein heftiges Unwetter hielt uns jedoch davon ab, denn die Straße, die wir dazu hätten überqueren müssen, wurde von herumfliegendem Baustellenschrott verwüstet und uns war unser Leben dann doch lieber als ein Blick auf den Hafen. ;)

Etwas nass ging es also zurück zur Copacabana, wo wir uns mit neuen Flip Flops eindeckten. Natürlich Havaianas. Wir verbrachten etwa eine Stunde in einem übervollen Supermarkt (als wir an der Kasse waren, hatten wir schon fast das ganze noch nicht gekaufte Trinken ausgetrunken) und fanden dann noch einen supertollen Markt direkt am Strand (nur Souvenierkram und so - Mareike war im Himmel), den wir uns anschauten, bevor es wieder nach Hause ging. Mittlerweile fühlten wir uns in der ehemaligen Favela pudelwohl, denn die Leute waren super nett und die Stimmung auf den Straßen war so angenehm nachbarschaftlich. Wenn man in Rio ausgeraubt wird, passiert dies eher an der unpersönlichen Copacabana und nicht in einem Viertel, wo jeder jedem hilft. 

Nur noch so weit bis zur tollen Aussicht! :D
Nur noch so weit bis zur tollen Aussicht! :D

Der nächste Tag war auch schon Silvester und unsere letzte Chance den Jesus noch von Nahem zu sehen. Natürlich hatten wir uns kein Ticket gekauft für die Bahn dort hoch.^^ Unser Plan war, trotz der Warnungen der Touristeninformationen nur mit einem Führer zu gehen, den Berg alleine hoch zu steigen und so machten wir uns recht früh auf die Suche nach dem Anfang des Weges. Wir waren schon kurz davor uns einfach so in die Büsche zu schlagen, als wir einen kleinen Park fanden, von dem irgendwo im hinteren Teil der Weg begann. Vorher fanden wir noch eine tolle Höhle dort und waren glücklich nicht den Bus oder so dort hoch genommen zu haben. Das war natürlich vor dem Aufstieg. :D

Eine kleine Polizeistation am Anfang des Weges klärte einen über den Weg auf (sollte 2,5 Stunden hoch dauern) und nahm unsere Daten inklusive Notfallnummer auf. Auf Nachfrage sagten sie uns, dass der Weg aber zumindest heute sehr ungefährlich sei. Es kann sonst nämlich vorkommen, dass Räuberbanden einzelnen Touristen dort auflauern, aber heute war einfach zu viel los. Wir machten uns also auf den Weg durch den lichten Wald immer weiter nach oben, die Hänge des Corcovado hinauf. An einer Stelle war sogar eine Kletterhilfe angebracht. Es machte Spaß, war aber ordentlich anstrengend! So waren wir auch super überrascht als wir schon nach nur etwas über einer Stunde auf die Bahnlinie trafen. Kein Wunder, dass das so anstrengend ist, wenn wir so hetzen. :D Wir brauchten keine 1,5 Stunden um im Gedränge um die Statur zu stehen und zahlten außerdem nur einen minimalen Eintrittspreis.

Wir waren quasi die einzigen oben..
Wir waren quasi die einzigen oben..

Der Blick vom Berg runter war einfach toll! Man konnte in alle Richtungen gucken und jeden Teil der Stadt sehen - Strände, Innenstadt, Zuckerhut. Oben war es verdammt voll, denn jeder wollte sein Foto mit der Statur haben und wir brachen uns natürlich auch einen Ast ab für das perfekte Foto. :D Zugegebenermaßen war Martin besser im Fotografieren und so half er auch noch ein paar anderen.^^ Nachdem wir dort oben alles aus jedem Blickwinkel gesehen hatten, wollten wir nun den Zug nach unten nehmen (Ticket für den Rückweg konnte man auch oben kaufen), aber uns schreckten die 40 Minuten Wartezeit ab und so latschten wir einfach den Weg wieder zurück. Pluspunkt: wir kamen auf der für uns besseren Seite des Berges raus. Auf dem Weg nach unten trafen wir dann auch noch auf 3 der Schwedinnen aus unserem letzten Hostel, die grade am Hochsteigen waren. Zufälle gibt es! Hehe. Danach lief uns noch eine kleine Affenfamilie über den Weg - kann es eigentlich noch besser werden? Natürlich! Wir gönnten uns in der Nähe der Copacabana wohlverdient eine riesige Pizza und gingen dann Standup-Paddeln am rechten Ende des Strandes. War auch gar nicht so schwer auf den Boards zu stehen, nur die Wellen waren etwas tricky. ;) Martin probierte begeistert schnelle Drehungen aus und fiel dabei immer wieder ins Wasser; Mareike chillte eher und sah in Strandnähe sogar eine Wasserschildkröte unter ihrem Board tauchen. :)

Plötzlich war es schon echt spät und wir mussten uns doch noch fertig machen für die fette Party! Also schnell nach Hause, etwas Alkohol besorgt, damit das Fertigmachen mehr Spaß macht und umgezogen. In Rio ist es so Brauch, dass man an Silvester weiß trägt (wir hatten am Strand zuvor schon Menschen in weiß gesehen, die Blumen und so geopfert haben - es soll wohl eine Tradition aus Afrika sein - und natürlich passten wir uns da an. Das Fertigmachen ging auch recht flott so ganz ohne Schminkzeug, nur Martin musste wieder übertreiben. Er hatte nämlich kein weißes Oberteil mehr gekauft und rieb sich den Oberkörper einfach mal mit Mehlwasser ein. :D Ohje!

So “aufgebrezelt” gingen wir den Berg zur Hauptstraße hinunter, wo hunderte Busse die Menschen zur Copacabana verfrachteten. Alle schön in weiß. Martin hatte sich an einem kleinen Straßenstand noch Miniböller gekauft, denn ohne ging nicht und so setzten wir uns erstmal in einen kleinen Park und böllerten. Wir wurden auch mit ziemlich niedischen Blicken bombardiert, denn wir waren die einzigen mit sowas. ;) Nachdem die Handvoll Böller und der Smirnoff Ice leer waren, latschten wir quer durch die Stadt, bis zur Copacabana, wo sich hunderttausende Menschen befanden, soffen und feierten. Hin und wieder explodierte eine Bombe (wo haben die alle diese Polenböller her? Oder haben die sich Dynamit aus Bolivien mitgebracht - ist dort legal erwerblich ^^). Nach ein bisschen Tanzen bei der große Bühne zu dem Samba, gingen wir an den Rand, zum Wasser und warteten auf das Feuerwerk, welches sich mit einem lauten Knall ankündigte. Entzückend waren auch die ganzen Kreuzfahrtschiffe, die hier halt gemacht haben, um sich das Spektakel anzuschauen - und es war unglaublich! Wir standen direkt in der Mitte und hatten einen grandiosen Überblick, konnten so nah an der Bühne aber auch super die dazukomponierte/gemischte Musik hören - YouTube. Dann hieß es frohes Neues, alle Menschen sind sich in die Arme gefallen (ob wegen dem neuen Jahr oder dem Alkoholgehalt in den Knien, vermögen wir nicht zu beurteilen) und eine weitere Tradition versprach sehr witzig zu werden, da sich alle besoffenen ans Ufer stürzten und mit eingehakten Armen über Wellen stolperten (es bringt Glück über sieben nacheinander folgende Wellen zu hüpfen - wir waren eher langweilig, wir sind sieben mal drüber ohne zu ertrinken und Martin ist nochmal rein, um das inzwischen hart gewordene Mehl abzuwaschen - die Nippel fühlten sich wie aufgespießt an und die Haare waren wie in Beton gegossen (wolltet ihr wissen, nech?). Nach einem kurzen Spaziergang gingen wir auch schon wieder zurück zum Bus..nur welchen? Der ganze Platz, wo alle Busse fuhren, war überlaufen und die Schlangen waren bis zum Mond.. (ja, jeder Bus hatte seinen Platz und die Leute standen an, auch wenn dort kein Bus war) mit Glück stiegen wir als erste in einen Bus ein, der sich falsch eingereiht hat und zu unserer Favela fuhr - Jackpott, keine 2h warten!!

Der nächste Morgen fing recht entspannt an mit einem Frühstück, wie die Könige, wir hatten einfach Hunger, weil wir recht lange geschlafen haben (gut, dass wir noch eine Nacht gebucht hatten und nicht an Neujahr fahren mussten). Wie in DE wurden auch hier gleich an Neujahr Busfahrpreise angezogen.. aber egal, wir chillten uns so in den Sand am Ipanemastrand und liehen uns einen Sonnenschirm für - 1,75€/Tag aus :’D Wir spielten mit einem Ball, den Martin auf der Ilha do Mel gefunden hatte, im Wasser, schrieben Tagebuch und gingen abends nochmal über den Souveniermarkt.

 

Das Gehetze ging am nächsten Morgen wieder los, als wir versuchten zum Terminal zu kommen.. im Bus wurden wir zunächst herumgeschleudert und unsere Taschen bald umgehauen, die Metro fuhr lediglich die Hälfte des Weges und die zweite war in der Wartung.. Der nächste Bus schmiss uns dann glücklicherweise gegenüber dem Terminal raus. Dort wartete bereits die zweite Überraschung... sämtliche Busse an den Arsch der Welt nach Campo Grande waren voll (was wollen die alle da?) und wir müssten eine Nacht hier bleiben.. - f*ck off, wir nahmen einen Nachtbus nach São Paulo (Hostel gespart) und kauften gleich das Ticket von SP nach CG.. einziges Manko - wir hatten heute 10h Aufenthalt und in SP nochmal 10h plus beide Busfahrten, waren also einfach mal zwei Tage unterwegs... zwei Tage futsch, aber wenn wir etwas haben, dann ist es Zeit, oder? (:

 

Es sind übrigens zwei Videos zum Feuerwerk bei youtube zu bestaunen und noch ein paar weitere Fotos in den Dropboxen. Viel Spaß beim Anschauen! Grüße aus Peru. ;) Jaja, wir schreiben schon am nächsten Blog! :P 

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Kommentare: 1
  • #1

    Monika und Daniel (Dienstag, 23 Februar 2016 08:43)

    Na dann: Um próspero ano novo! :)