Sandflöckchen Heißröckchen

Wir kamen also nach einer recht kurzen Fahrt wieder am Festland an und machten uns zu Fuß auf den Weg. Weit weg konnten wir schließlich nicht sein und so fragten wir uns nach dem Busterminal durch. Von dort würden wir die Innenstadt finden und auch ein paar Hostels. Mit einem lokalen Bus fuhren wir nun zum Terminal und blieben erstmal verwirrt sitzen: Das war nicht das Terminal von Paisandu... Egal, dort angekommen fragten wir erstmal nach wo wir denn seien und dummerweise waren wir tatsächlich nicht in Paisandu.^^ Der nächste Bus dorthin fuhr allerdings zwei Minuten später, passt ja. Uncoolerweise schafften wir es ihn zu verpassen. ;) War nicht grade unser Tag heute und es wurde noch schlimmer. :D

Kurz gefasst: Wir liefen zweimal zum einzigen ATM der Stadt (nimmt keine Visakarten und war circa ewig weit weg), buchten in letzter Sekunde einen Bus (mussten mit Karte zahlen) und erfuhren als wir einsteigen wollten, dass dieser voll war und wir den Bus für in 3 Stunden bezahlt hatten. Echt jetzt? -.- Brasilien hat uns erstmal so gar nicht begeistert, besonders nicht mit ihrer Sprache. ;)

Bei gefühlten 40 Grad im Schatten mit 101% Luftfeuchtigkeit - mindestens - warteten wir also auf den späten Bus, der uns nach Curitiba bringen sollte. Von dem riesigen Busterminal dort wollten wir den nächsten Übernachtbus nach São Paulo nehmen. Spontan einen Bus zu nehmen hatte bisher immer geklappt, aber nun kurz vor Weihnachten, stellte sich heraus, dass quasi jeder in diesem Land per Bus unterwegs war. Der nächste Bus mit freien Plätzen nach São Paulo fuhr nämlich erst um 6 Uhr morgens... und für diese Info hatten wir auch noch ewig anstehen müssen...

Es lief also darauf hinaus, dass wir die Nacht in Curitiba verbringen mussten. Zu Fuß gingen wir los und landeten auf einem umzäunten Parkplatz. Da wir keine Lust hatten den ganzen Weg wieder zurück zu gehen, kletterten wir kurzer Hand mit unseren Rucksäcken über den Zaun, wobei Mareike sich auch noch verletzte (ausnahmsweise mal nicht Martin :P). Ein paar Straßen weiter fanden wir dann aber ein super Hotel, das recht billig war und konnten uns endlich ausruhen. Was für ein Tag!

auf dem Weg nach São Paulo
auf dem Weg nach São Paulo

Den nächsten Tag ersparen wir euch mal. Er lief etwas besser als der vorherige, allerdings nicht unendlich viel.^^ Die Highlights waren: Martin, wie er mit seinem großen Rucksack ein liegengebliebenes Auto über eine Kreuzung schob, das Essen im Busterminal und das Metrosystem in São Paulo. Das ist wirklich klasse, aber ohne könnte wohl auch kein Mensch in der größten Stadt Südamerikas leben.

Der nächste Morgen fing damit an, dass wir in ein günstiges Hostel zogen. Dadurch, dass wir am Vortag sehr spät in São Paulo waren und Pousada mit Hostel, statt Hotel übersetzten und nach diesem Irrtum keine Lust mehr hatten noch durch die halbe Stadt zu fahren, von der man uns auch noch gesagt hatte ‘nachts am besten die Strecke von der Bushaltestelle zum Hotel mit Taxi fahren’ blieben wir im teuren Hotel (diese Nacht kostete mehr als die nächsten beiden zusammen).

Im Hostel angekommen, fragten wir nach Infos und machten uns auf den Weg ins aktuelle Wirtschaftszentrum, von wo aus es zum größten und beliebtesten Park der Stadt ging - Itaipuera. Der war auch wirklich hübsch und deswegen waren an diesem Wochenendtag wohl auch alle Leute dort.^^ Nach ein bisschen sportlicher Betätigung wollten wir eigentlich ins vermeindlich kostenlose Museum, welches aber Eintritt verlangte (war nur samstags umsonst) und zudem ausschließlich auf portugiesisch war. Stattdessen machten wir einen größeren Spaziergang um den Park und warteten den Regen unter den Bäumen ab. 

Auf dem Rückweg landeten wir im ersten Paradies Brasiliens - einem Supermarkt - auch wenn es dämlich klingt, aber alles war super frisch, vom Fleisch über Fisch zum Grünzeug und vor allem die Früchte..wir gönnten uns gleich eine super leckere Maracuja, Mango und Lychees (die konnte man sogar im Geschäft probieren), was einen super Fruchtsalat abgab. :D An diesem Abend lernten wir auch Kate aus Australien kennen und verbrachten den nächsten Tag zusammen mit ihr.

auf der free food tour
auf der free food tour

Am Montag, dem 21.12.15 wollten wir eigentlich eine Free-Walking-Tour machen, die leider/oder zum Glück ausfiel, denn stattdessen konnten wir eine Free-Food-Tour mitmachen. Martin war im Himmel angekommen. Zunächst mussten wir aber noch von einem Zimmer ins andere umziehen.. wie umständlich. Dafür hatten wir dreistöckige Hochbetten und Mareike durfte ganz oben schlafen. Mit Kate machten wir uns dann auf den Weg, um das alte Zentrum zu erkunden, wo wir auf viele Straßenkünstler trafen, einige Graffitis sahen und leider zu spät waren, um auf das Gebäude zu steigen, welches einen Überblick über die Stadt bietet. São Paulos Innenstadt ist riesig, nicht wahnsinnig schön, aber unglaublich belebt und mit einer netten Atmosphäre für so eine große Metropole. :) Bald mussten wir zur Tour, die zwei Brasilianer vor 3-4 Monaten, als dritte weltweit, ins Leben gerufen haben: uns wurden die brasilianischen Ess- & Trinkgewohnheiten nähergebracht, einige Anekdoten erzählt und natürlich wurden wir zwei Stunden lang gefüttert und abgefüllt. ;) Zu Essen gab es Coxinha, Mortadellasandwich, Pão do Queijo, Pasteis und als Getränke lernten wir Guaraná, Cachça und Caipirinha kennen.

 

Coxinha - Legende: Ein reiches Gör liebte Hühnerschenkel und war wie der Teufel, wenn sie aus waren, also befahl seine Mutter ihn ruhig zu stellen. Die armen Köche, voller Angst den Kopf zu verlieren, formten Hühnerschenkel aus Kartoffelmasse und füllten die mit kleingeschnittener Hühnerbrust - was dem Kleinen zusagte. Und uns auch! :P

Mortadellasandwich (Name evtl. falsch ^^) - Legende: Über Jahre hinweg kaufte ein Mann bei seinem Stammbäcker jeden Tag ein Mortadellasandwich und jeden Tag schimpfte er darüber, dass es mit nur einer Scheibe belegt war, bis sich der Bäcker eines Morgens überlegte ihm eins auszuwischen. Dazu stopfte er sein Sandwich so voll mit Mortadella, mit der Hoffnung, dass ihm der Appetit auf mehr vergeht. Der Mann kam also wie erwartet, um sein Sandwich zu holen, aß es allerdings mit solchem Genuss und verlangte sogleich noch eins - der Beginn des brasilianischen Mortadellasandwiches.

Pão do Queijo - übersetzt: Käsebrot - keine Legende: Brotteig mit Käse in kleine runde Bällchen geformt. Billig und super lecker, besonders warm.

Pasteis - keine Legende: eine Art Maultasche hervorgegangen aus den Frühlingsrollen der Asiaten, nur rechteckig geformt und frittiert, statt gekocht (dünner Teig). Merke: Brasilianer mögen kein Grünzeug, weswegen deren Taschen mit Käse, Schinken und Fleisch gefüllt sind. ;)

Guaraná - keine Legende: im Grunde ein Softdrink und wird hier angeblich mehr getrunken, als Cola. Die Guaraná ist eine kleine, rote Frucht aus dem Norden des Amazonas, die man nicht im Laden erwerben kann und die kaum einer kennt. (Soll aphrodisierend wirken o.O)

Cachaça (ç ~ s) - keine Legende: Sprit, kennt man auch in Deutschland. Zuckerrohrschnaps, welcher für den Caipirinha benutzt wird und bei etwa 40% Alkohol sogar einen leckeren Nachgeschmack hat. Ziemlich billig das Zeug hier, man munkelt dass man 10 Liter für 5 Euro oder so bekommt...

Zuletzt der gute, alte Caipi - keine Legende: Kennt fast jeder, Nationalcocktail Brasiliens mit Limette, Cachaça und Zucker. (Leider gab es nur ein Kurzes Glas voll :P)

Nach diesem kulinarischen Exkurs fuhren wir zurück und wollten uns die ‘bekannten Graffitis’ in der Nähe unseres Hostels ansehen, als uns ein sintflutartiger Sturm erwischte und einen reißenden Fluss auf der Straße bildete (nicht übertrieben, guckt euch das Video auf YouTube an). Komplett durchnässt - wer wartet schon auf das Ende des Unwetters, wenn man auch durch das Wasser waten kann? - und trotzdem ohne die Graffitis gesehen zu haben, waren wir zurück im Hostel und chillten nur noch.


Nach der zweiten Nacht im Hostel bzw. dritten in São Paulo sollte es für uns nun weitergehen. In Ruhe checkten wir aus, quatschten mit der supernetten Transe (war er echt) von der Rezeption und bekamen den Tipp lieber nach Ubatuba, statt nach Parati (beides Strandparadiese) zu fahren. Nachdem er uns Zitronengras und Melisse für unseren Tereré mitgegeben hatte (einfach super der Typ), machten wir uns auf den Weg zum Terminal, der unglaublich voll war und wo wir leider wieder einige Stunden auf den nächsten Bus warten mussten.

Die Busfahrt war dafür ganz hübsch durch die grünen Berge, wenn auch das meiste von Wolken verhüllt war. Mareike freundete sich mit dem brasilianischen Schüler neben ihr an, der auch perfekt englisch konnte und uns rettete, indem er seinen Vater überredete uns zu unserem etwa 3km entfernten Hostel zu fahren. Wir hatten nämlich nicht erwartet so spät anzukommen, aber der Bus war ca. 100 Jahre zu spät gewesen... Das Hostel sollte super sein und weil wir 6 Nächte dort bleiben wollten, konnten wir die Besitzer überreden uns für den 26.12 (an dem das Hostel ausgebucht sein sollte) ein Bett zu geben. Es würde nämlich eine riesen Party geben; ein Freund würde einfach kurzer Hand woanders einquartiert werden, um Platz für uns zu machen. Einfach cool diese Leute. Und ziemlich chillig obendrein - sind natürlich alles Surfer da. :D 

Ubatuba :)
Ubatuba :)

Nach einer entspannten Nacht, fing unser Urlaub mit schönstem Sonnenschein an. Das sollte auch so bleiben, bis wir nach Rio weiterfahren würden. Wir waren direkt am Strand und falls uns dieser nicht gefallen sollte, wären noch über 100 andere Strände in der näheren Umgebung. Das sollte doch laufen! Wir fingen also mal mit hardcore entspannen an und hörten damit auch so schnell nicht wieder auf. Das Hostel hatte ein Tischfußballspiel, einen Billiardtisch und eine Tischtennisplatte und am 24. würde es ein Weihnachtsdinner für alle geben. :) Darauf konnten wir uns den ganzen Tag freuen (wir waren an einem guten Surferstrand den Tag, allerdings waren nur mit Bodyboard im Wasser und wurden von den Liveguards erstmal angepfiffen^^). Vorher trafen wir uns aber noch mit Mareikes Familie zu einem Skypeschnäckchen und packten die besten Weihnachtsgeschenke der Welt aus: Mini blau leuchtende Weihnachtsmützen! Wir waren die Helden des Hostels für ganze zwei Tage. :P 

Das Weihnachtsessen war zwar ziemlich spät - wir sind halt in Südamerika - aber echt nett und danach gingen wir noch mit ein paar Leuten im Meer schwimmen. Martin mit seiner Mütze, so dass er aussah wie eine Leuchtboje. :) 


Den nächsten Tag erkundeten wir mit ein paar Schweden und Engländern einen ziemlich coolen Wasserfall. Man konnte auf mehreren Ebenen schwimmen und ein paar natürliche Whirlpools gab es auch. :) Das beste aber war, dass auf der untersten Ebene ein Seil war, an dem man schwingen und ins Wasser hüpfen konnte. Martin war mit ziemlich viel Spaß dabei (Video ist auf Youtube), Mareike traute sich nur einmal. :P Als wir keine Lust mehr aufs Planschen hatten, gingen wir dem Fluss folgend zum Strand runter. Es ging etwa eine Stunde durch wunderschönen grünen Wald, das Wasser glitzerte in der Sonne, aber das Wasser war angenehm kühl. Der Strand war erstaunlich gut besucht, allerdings führte auch eine Straße dorthin.^^ Das war aber gut, denn so konnte man dort was zu Essen und Bier kaufen.

Das Zurückkommen war das eigentliche Problem, denn an Feiertagen kann man nie sicher sein wann der Bus kommt. Es war mittlerweile schon dunkel und wir versuchten kurz zu trampen, aber in einer so großen Gruppe ist das halt auch schwer (aufm Hinweg hatte es geklappt, da ein großer Van gehalten hatte - einfach cool die Leute hier!). Im Endeffekt warteten wir etwas über eine Stunde und bekamen dann einen Bus, dem direkt der nächste folgte. Super schlau.


Aber was soll’s, wir freuten uns schon tierisch auf den nächsten Tag, denn nun würden wir endlich Surfen gehen! Dazu ging es nach Praia Itamambuca, wo die Wellen einfach super sind und sich einige Surfschulen am langen Strand tummelten. Wir gingen zur Escola Zecao de Surf und bekamen dort zwei Stunden mit persönlichen Trainern und die Nutzung des Boards für den ganzen Tag. Aber erstmal anfangen und Trockenübungen machen.^^ Okay, das war nicht ganz so schwer, also ab in den Fluss und das ganze mit Wasser wiederholen, halt ohne Wellen. Mareike bekam es gleich ganz gut hin auf dem Brett zu stehen (man sieht auch einfach cool aus dabei :D), Martin hatte etwas mehr Probleme. Zu seiner Verteidigung sei aber gesagt, dass sein Board schon im und nicht auf dem Wasser lag. Böses Gewicht und so! :P Endlich konnten wir unser Glück in den Wellen versuchen und es hat einfach irre viel Spaß gemacht! :) Das anstrengendste war auch lustigerweise das wieder Reinbringen des Boards ins tiefere Wasser. Hat einem auch keiner erzählt, dass das das schlimmste ist!^^ Es war aber unendlich cool, wenn man in chilliger Position bis zum Strand mitgetragen wurde.

Nach zwei Stunden waren wir komplett am Ende und machten erstmal Mittagspause. Ein Zertifikat bekamen wir auch noch und ein paar Kleinigkeiten als Erinnerung. Als wir später noch mal ins Wasser gingen, half uns Mario, der uns auch zum Strand mitgenommen hatte und selbst ziemlich gut surft, ein wenig bei unseren Startschwierigkeiten. Die Wellen waren aber in der Zwischenzeit höher geworden und so wurde es zunehmend schwerer mit dem Board in tieferes Wasser zu kommen - mit jedem Schritt vorwärts wurde man gefühlt 10 zurückgeschleudert bei der nächsten Welle. Und eine Nasenspülung gab es gratis dazu! :D 

Mareike gab etwas früher auf als Martin, aber es reichte einfach irgendwann. War wirklich ziemlich anstrengend und trotz langen Klamotten, bildete sich langsam der Sonnenbrand auf allen nicht bedeckten Stellen aus.^^ Mit Mario ging es dann am frühen Abend wieder zurück - er hatte ohne uns noch gut surfen können. Am Abend sollte dann die riesen Party steigen und wir gingen uns fertig machen. Klappte super.. nicht. Die beiden Badezimmer waren über 2 Stunden besetzt, da sich natürlich alle schick machten.. Dabei wollten wir doch einfach nur duschen. Egal, schliefen wir halt bis die Party schon in vollem Gange war. :D Die Duschen waren auch plötzlich frei, das klappte doch! Pünktlich zur Liveband um ein Uhr nachts waren wir unten und waren auch sehr erfrischt durch unser kurzes Nickerchen. Mario musste die Treppe nach oben bewachen, wir bekamen VIP-Bändchen und dann ging es auf die Tanzfläche. Die Band spielte einen tollen Mix und in den Pausen gab es immer Cachaça-Kurze umsonst. Die wissen wie man ne Party gibt! :D

Wir waren etwas verwundert, dass es draußen gar nicht so dunkel war, als wir bemerkten, dass die Band bis 5 Uhr gespielt hatte und es langsam hell wurde. Die Zeit ist echt geflogen! :) Gegen 6 Uhr zogen wir uns dann in unsere Betten (ja Betten, wir hatten doch zwei bekommen, andere Leute schliefen dafür auf dem Boden^^) zurück und schliefen bis die Sonne uns wachkitzelte in den Mittag hinein. Okay, wachkitzeln klingt jetzt sehr liebevol, aber.. sobald die Sonne auf ein ungeschütztes Körperteil traf, fing dieses Feuer.. versucht mal so zu schlafen!


Unseren letzten Tag verchillten wir gepflegt am Strand und schlossen so eine tolle Urlaubswoche ab! Weihnachten hätte man tatsächlich schlimmer verbringen können. ;) 

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Kommentare: 1
  • #1

    Monika (Donnerstag, 21 Januar 2016 13:43)

    Wow....das nenne ich Weihnachten mal anders ;)